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Löwe Cecil starb vor zehn Jahren. Aber das Töten hört nicht auf.

„Es gibt keine Entschuldigung für politisches Nichtstun. Der Import von Jagdtrophäen in die EU muss verboten werden.“

Lions in Cub Petting/Breeding Facility

Adam Peyman

BERLIN/BRÜSSEL – Am 1. Juli 2015 schoss ein US-amerikanischer Jäger, der eine Jagdtrophäe erbeuten wollte, einen Pfeil auf den afrikanischen Löwen Cecil, nur wenige Meter außerhalb des Hwange-Nationalparks in Simbabwe. Cecils sinnloser Tod – ein Löwe, der von Wissenschaftler*innen studiert wurde und ein Liebling der Parkbesucher*innen war – entfachte eine globale Debatte über die Ethik der Trophäenjagd und sorgte für weltweite Schlagzeilen. Doch auch in den Jahren darauf fielen weitere Löwen wie Cecils Sohn Xanda (2017) oder Mopane (2021) dieser sinnlosen Praxis in derselben Region zum Opfer – der Tötung majestätischer Wildtiere für Trophäen, Prestige und Angeberei.

Seit zehn Jahren setzt sich Humane World for Animals (ehemals Humane Society International) unermüdlich dafür ein, Europas Gleichgültigkeit gegenüber – und sogar Unterstützung von – der internationalen Trophäenjagd auf bedrohte Arten, die sowieso schon durch den Wildtier- bzw. Wildtierprodukthandel angegriffen sind, zu bekämpfen. Anlässlich des zehnten Todestags von Cecil fordert die Organisation die EU-Mitgliedsstaaten auf, anderen Ländern zu folgen und die Einfuhr von Jagdtrophäen national zu verbieten. Die EU ist nach den USA weltweit der zweitgrößte Importeur von Trophäen von Tierarten, die im Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) gelistet sind: Zwischen 2014 und 2023 wurden 27.384 Trophäen eingeführt. Frankreich, die Niederlande, Belgien und Finnland haben seit 2015 bereits gesetzliche Fortschritte gemacht, um den Import bestimmter Trophäen – darunter von Löwen – zu verbieten.

Die EU ignoriert jedoch weiterhin Forderungen nach einem Importverbot für Trophäen bedrohter oder geschützter Arten. Diese Untätigkeit macht sie mitverantwortlich für einen Handel, der Wildtier-populationen schadet und vielen Tieren wie Cecil weltweit das Leben kostet.

Nicht nur Löwen sind betroffen. Auch Elefanten, Nashörner, Leoparden, Zebras, Nilpferde und Giraffen – allesamt durch CITES geschützt – werden regelmäßig gejagt und ihre Körperteile als Trophäen nach Europa gebracht. Zwischen 2019 und 2023 wurden weltweit über 3.100 Löwentrophäen gehandelt, fast 90 % davon exportierte Südafrika. Über 80 % dieser Tiere stammten aus Gefangenschaft und wurden in umzäunten Gebieten ohne Fluchtmöglichkeit erschossen.

Cecils Tod löste weltweite Empörung aus und mobilisierte Bürger*innen sowie Regierungen und brachte über 40 Transport- und Fluggesellschaften dazu, Jagdtrophäen und Tierkörperteile nicht mehr zu befördern. Doch auch zehn Jahre später sterben weiterhin Löwen wie Cecil und Mopane aus Gier und Grausamkeit“, so Ruud Tombrock, Executive Director von Humane World for Animals in Europa. „Die EU ist sehr zögerlich, weitere Arten auf die Liste der Jagdtrophäen zu setzen, für deren Import eine Genehmigung nötig ist – wie es im überarbeiteten Aktionsplan der Kommission gegen den Wildtierhandel von 2022 angekündigt wurde. Der Schutz gefährdeter Tierarten ist kein Luxus, sondern eine moralische und rechtliche Pflicht. Es gibt keine Entschuldigung für politisches Nichtstun. Der Import von Jagdtrophäen in die EU muss verboten werden.“

Trophäenjagd ist keine Artenschutzmaßnahme. Sie steht vielmehr für das Töten von Wildtieren aus Profitgier und die rücksichtslose Kommerzialisierung der Natur. Besonders in Südafrika und Thailand, aber auch in anderen Ländern, fördern Zuchtanlagen für Löwen sowohl legale als auch illegale Märkte – von Gatterjagd bis hin zum Handel mit traditionellen asiatischen und afrikanischen Heilmitteln. Seit die südafrikanische Regierung 2021 beschlossen hat, die Löwenzuchtindustrie zu beenden, warnen Naturschützer*innen davor, dass sich die ausbeuterische Jagdindustrie künftig anderen in Gefangenschaft gezüchteten Arten zuwenden könnte – etwa Tigern oder anderen Wildkatzen –, um Profite zu sichern.

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Bildermaterial zum Thema Trophäenjagd kann hier heruntergeladen werden.   

Hintergrundinformationen:

  • Frankreich (2015), die Niederlande (2016), Australien (2018), Kolumbien (2019), Finnland (2023) und Belgien (2024) haben die Einfuhr bestimmter Jagdtrophäen, darunter Löwen, verboten.
  • Deutschland ist der größte Importeur von Jagdtrophäen in der EU, mit über 5.400 Trophäen von geschützten Tierarten wie Elefanten und Löwen zwischen 2014 und 2020.
  • Mehr wilde Löwen wurden von Jäger*innen aus Deutschland getötet als aus jedem anderen EU-Land.
  • 89 % der Befragten in Deutschland unterstützen ein Importverbot.
  • Die USA haben Löwen als bedroht/gefährdet laut dem „Endangered Species Act“ eingestuft. Seit 2016 wurden keine Importgenehmigungen für Löwentrophäen aus Gefangenschaft erteilt.
  • Südafrika hat angekündigt, die Löwenzuchtindustrie zu schließen – ein bedeutender Schritt zum Schutz der Art, denn das Land ist der weltweit größte Exporteur von Löwentrophäen, die meisten davon aus Gefangenschaft.
  • Umfragen in den USAEuropa (darunter Frankreich), Südafrika und Argentinien zeigen: Die Mehrheit der Befragten lehnt Trophäenjagd ab.
  • Malawi verbot die Trophäenjagd auf Löwen im Jahr 2017, Costa Rica bereits 2016.
  • Große Transport- und Reiseunternehmen distanzieren sich zunehmend von der Trophäenjagd. Die fünf größten Airline-Gruppen der Welt – American Airlines, United, Delta, Air France-KLM und Emirates – haben Einschränkungen beim Transport von Trophäen eingeführt. Alle sieben europäischen Fluggesellschaften mit entsprechenden Richtlinien – Air France, Finnair, ITA Airways, KLM, LOT, Swiss und TAP – haben vollständige Verbote. Insgesamt haben 44 Transportunternehmen, darunter DHL, easyJet, Condor und Ryanair, vollständige oder teilweise Verbote eingeführt; 70 % verbieten alle Trophäen, 30 % nur von geschützten Arten. Reiseportale wie Booking.com, Expedia und TUI bewerben Trophäenjagd nicht mehr als touristisches Angebot.
  • Im überarbeiteten EU-Aktionsplan gegen den illegalen Wildtierhandel hat sich die Europäische Kommission verpflichtet, „die Einfuhr von Jagdtrophäen stärker zu prüfen (z. B. durch: (i) Prüfung einer Ausweitung der Genehmigungspflicht für Jagdtrophäen weiterer Arten des Anhangs B der Verordnung (EG) Nr. 338/97; (ii) Zusammenarbeit mit internationalen Partnern zur Aktualisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Trophäenjagd auf Wildtiere; (iii) höhere Transparenz bei Stellungnahmen der Wissenschaftlichen Prüfgruppe zu Land-Spezies-Kombinationen zu Importen von Trophäen).“

Über Humane World of Animals

Seit über 70 Jahren kämpft Humane World for Animals – ehemals Humane Society International – gegen die Ursachen von Tierquälerei und Tierleid, um einen nachhaltigen Wandel zu bewirken. Wir sind in über 50 Ländern aktiv und mit Millionen Unterstützerinnen und Unterstützern fokussieren wir uns darauf, nachhaltige Lösungen für die größten Probleme zu finden, denen Tiere gegenüberstehen. Unser Ziel ist es, die grausamsten Praktiken zu beenden, Tiere in Krisen zu versorgen und eine stärkere Tierschutzbewegung aufzubauen. Über Grenzen hinweg setzen wir uns gemeinsam für ein dauerhaftes Umdenken – auf gesellschaftlicher sowie auf politischer und unternehmerischer Ebene – ein. Mit breitem Fachwissen und Mitgefühl widmen wir uns komplexen globalen Tierschutzthemen, um unserem Namen und der Vision dahinter gerecht zu werden. humaneworld.org

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