Berlin/Pennsylvania – Humane World for Animals, ehemals Humane Society International und Humane Society of the United States, alarmierende Ergebnisse einer Undercover-Ermittlung an mehr als 60 Standorten im US-Bundesstaat Pennsylvania. Im gesamten Bundesstaat wurde Elfenbein von Elefanten sowie anderen Tieren wie Nilpferden und Walen zum Verkauf angeboten. Insgesamt fanden die Ermittler*innen 383 Elfenbeinprodukte im Handel.
Humane World for Animals untersuchte Online-Auktionen und -Marktplätze von Januar bis März 2025 sowie physische Geschäfte in 27 Landkreisen Pennsylvanias im März 2025. In 18 Landkreisen wurden Verkäufer*innen mit Elfenbein oder anderen Wildtierprodukten identifiziert.
Der Gesamtwert der gefundenen Artikel betrug fast 38.000 $ (ca. 33.200 €), wobei die Preise zwischen 5 und 1.150 $ (ca. 5-1.000 €) lagen. Zu den angebotenen Elfenbeinprodukten gehörten Ohrringe, Armbänder, Halsketten, Ringe und andere Schmuckstücke, Figuren, geschnitzte Stoßzähne und Zähne, Bestecksets, Spielsteine, Zigarettenhalter, Brieföffner sowie eine Vielzahl weiterer Haushalts- und persönlicher Gegenstände. Die Ermittler*innen entdeckten zudem einen präparierten Giraffenkopf mit Hals und Schultern, der für 6.000 $ (ca. 5.200 €) angeboten wurde.
„Unsere Ergebnisse sind alarmierend“, sagt Whitney Teamus, Senior Director of Investigations bei Humane World for Animals. „Die Zahl der identifizierten Elfenbeinprodukte übersteigt die Ergebnisse unserer vorherigen Ermittlungen der vergangenen Jahre, einschließlich Untersuchungen in Connecticut und Florida. Besonders beunruhigend war die unzuverlässige Kennzeichnung von Elfenbein: Einige Verkäufer*innen wussten nicht, welches Material sie verkauften, andere schienen ihre Artikel absichtlich als Knochen zu deklarieren. Einheitlich war jedoch, dass keinerlei staatliche oder bundesweite Dokumentation oder Genehmigung für das Elfenbein angeboten oder vorgelegt wurde.“
Die weltweite Nachfrage nach Elfenbein hat einige Wildtierpopulationen stark dezimiert, besonders afrikanische Elefanten. In den USA gelten strenge Vorschriften für den Handel mit Elfenbein – sowohl innerhalb des Landes als auch für Importe. Ein bedeutender Fortschritt war 2024 das Verbot des inländischen Handels mit Elfenbein und Nashornhorn in Kanada, das auch die Einfuhr von Jagdtrophäen mit diesen Materialien einschließt. Legale Jagdtrophäen können ein Schlupfloch für den Elfenbeinhandel darstellen und die Nachfrage nach Wildtierprodukten weiter ankurbeln.
Auch in Deutschland ist Humane World for Animals zu diesem Thema aktiv. Mit der Kampagne #NotInMyWorld setzt sich die Tierschutzorganisation in Deutschland und der EU seit Jahren für ein Importverbot von Jagdtrophäen ein. „In Belgien konnten wir durch jahrelange politische Arbeit Anfang 2024 einen großen Meilenstein erreichen: Die Regierung hat die Einfuhr von Jagdtrophäen verboten und damit ein starkes Signal für alle anderen EU-Ländern gesendet“, erklärt Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin von Humane World for Animals Deutschland, „In Deutschland sind wir leider noch weit weg von einem Verbot dieser Art. Dabei wäre es hierzulande bitter nötig“. Denn: Deutschland ist mit Abstand der größte Importeur von Jagdtrophäen international geschützter Tierarten in der EU.
Kremerskothen Gleason erklärt weiter: „Die Jagd auf diese Tiere sowie der kommerzielle Handel festigen ihren Status als Ware und steigern die Nachfrage nach ihren Körperteilen und Wildtierprodukten. Diese fortlaufende Ausbeutung bringt sie an den Rand des Aussterbens.“
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Blog-Artikel (auf Englisch)
ENDE Hintergrundinformationen zur Situation in Pennsylvania:
- Die Gesetze zum Verkauf von Wildtierprodukten sind kompliziert. Nach US-Bundesrecht dürfen Produkte bedrohter und gefährdeter Arten, wie Elefantenelfenbein und Nashornhorn, im Allgemeinen nicht importiert, exportiert oder über Staatsgrenzen hinweg verkauft werden – mit wenigen Ausnahmen. Nach dem Gesetz von Pennsylvania dürfen Produkte bedrohter und gefährdeter Arten nur mit Genehmigung verkauft werden. Dennoch bestehen rechtliche Lücken, die durch Änderungen des Staatsrechts geschlossen werden könnten.
- Die Abgeordnete von Pennsylvania, Leanne Krueger (D-161), hat einen Gesetzentwurf (HB 994) eingebracht, der den Verkauf einer breiteren Liste bedrohter Arten, einschließlich Giraffen und Flusspferden, beschränken würde. Diese Arten sind derzeit nicht durch das US-Bundesgesetz über gefährdete Arten geschützt. Die Untersuchung zeigt, dass viele Händler in Pennsylvania weiterhin Elefantenelfenbein verkaufen, obwohl staatliche Verbote bestehen. Das vorgeschlagene Gesetz würde mehr Klarheit schaffen, indem es den Handel mit Elefantenelfenbein ausdrücklich verbietet.
- HB 994 wurde am 2. Juni mit 25 zu 1 Stimmen im Justizausschuss des Repräsentantenhauses verabschiedet.