BERLIN/BELEM, Brasilien – Auf der UN-Klimakonferenz in Brasilien hat die FARMS-Initiative ein wegweisendes Rahmenkonzept vorgestellt. Dieses soll Finanzinstitutionen dabei helfen, ihre Finanzierungs- und Investitionstätigkeiten an nachhaltigen Lebensmittelsystemen auszurichten, die pflanzliche Lebensmittel in den Mittelpunkt stellen. Die FARMS-Initiative, ein Zusammenschluss von Humane World for Animals, World Animal Protection und Compassion in World Farming, gab bei einer offiziellen COP30-Nebenveranstaltung die Veröffentlichung ihrer Responsible Minimum Standards (RMS) for the Protein Shift (dt.: Verantwortungsbewusste Mindesstandards für die Proteinwende) bekannt (abgekürzt als „Protein Shift RMS“). Diese Standards bieten eine praxisorientierte Orientierungshilfe, um Klima-, Biodiversitäts- und Gesundheitsrisiken der Massentierhaltung zu verringern und gleichzeitig einen gerechten Übergang zu nachhaltigen Proteinquellen zu unterstützen.
Weltweit werden jährlich über 94 Milliarden sogenannter Nutztiere in der Massentierhaltung gehalten und geschlachtet. Die Massentierhaltung verursacht mindestens 16,5 % der vom Menschen erzeugten Treibhausgasemissionen (das ist etwa so viel wie der gesamte Verkehrssektor) und gehört zu den Hauptursachen für Abholzungen, den Verlust der biologischen Vielfalt und antimikrobielle Resistenzen. Um die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen, so wie es das Ziel des Pariser Abkommen ist, und um Ökosysteme zu bewahren, die globale Ernährungssicherheit zu stärken und das Leid von sogenannten Nutztieren zu mindern, ist es entscheidend, die finanzielle Abhängigkeit von tierischen Proteinen zu reduzieren.
Die Protein Shift RMS definieren vier zentrale Handlungsfelder für Finanzinstitutionen, um die Proteinwende voranzubringen:
- Anerkennung – Öffentlich anerkennen, dass der Wechsel von tierischen zu pflanzlichen und alternativen Proteinen entscheidend ist, um Klima-, Gesundheits- und Biodiversitätsziele zu erreichen.
- Ziele – Messbare Zielvorgaben festlegen, die mit Netto-Null-Pfaden und den EAT-Lancet-Empfehlungen zu überwiegend pflanzlicher Ernährung für nachhaltige Lebensmittelsysteme übereinstimmen.
- Strategie – Kapital umschichten, mit Portfoliounternehmen zusammenarbeiten und Finanzierungen für Systeme oder Technologien vermeiden, die Massentierhaltung verfestigen.
- Monitoring und Berichterstattung – Fortschritte bei den Zielen für die Proteinwende und Portfolioanpassungen öffentlich dokumentieren.
Diese Standards ermutigen Finanzinstitutionen, sich auf Unternehmen mit echtem Transformationspotenzial zu konzentrieren und Investitionen in Praktiken zu vermeiden, die nicht nachhaltige Systeme fortführen. So wie etwa großangelegte Biomethan- oder Insektenfutterproduktion für Betriebe mit Massentierhaltung. Damit legt die FARMS-Initiative ihren zweiten Satz an Mindeststandards vor. Der erste – die „Animal Welfare RMS“ (dt.: Verantwortungsvolle Mindeststandards für das Tierwohl) – beschreibt Mindestanforderungen für die Haltung, den Transport und die Schlachtung von sechs sogenannter Nutztierarten und bietet somit einen umfassenden Ansatz, um sowohl Tierwohl als auch nachhaltige Lebensmittelsysteme in finanzielle Entscheidungen zu integrieren.
Jackie Groberski, CFA, Director of Corporate and Financial Institution Engagement bei Humane World for Animals, sagt: „Finanzinstitutionen spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft unserer Ernährung und tragen die Verantwortung, dies richtig zu tun. Durch die Einführung der Protein Shift RMS können sie konkrete, glaubwürdige Schritte unternehmen, um die Zukunft pflanzenorientierter Lebensmittelsysteme zu finanzieren, globale Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen, das Tierwohl zu fördern, den notwendigen Wandel hin zu klimafreundlicheren pflanzlichen Proteinen voranzutreiben und letztlich die Ernährungssicherheit für alle zu verbessern.“
Kelly Dent, Director of External Engagement bei World Animal Protection, sagt: „Die Tierhaltung ist ein wesentlicher Treiber der Klima-, Natur- und Gesundheitskrisen, mit denen wir konfrontiert sind. Die Protein Shift RMS hilft Finanzinstitutionen, diese Risiken zu managen und in Lebensmittelsysteme zu investieren, die besser für Tiere, Menschen und den Planeten sind.“
Peter Stevenson OBE, Chief Policy Advisor bei Compassion in World Farming, erklärt: „Um eine Klimakatastrophe zu vermeiden, muss der Fleischkonsum in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen deutlich sinken. Finanzinstitutionen sollten den Übergang zu flexitarischen Ernährungsweisen fördern, die proteinreiche Pflanzen wie Bohnen und Sojaprodukte enthalten. Außerdem sollten sie die Entwicklung von Präzisionsfermentation unterstützen, die laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen den Weg für den Wandel in der Lebensmittelindustrie ebnet.“
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