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Schutzgebiet für ehemalige Labor-Schimpansen in Liberia veröffentlicht eindrucksvolle Foto-Updates der überlebenden Affen

a chimpanzee holding a piece of fruit

Humane World for Animals Liberia

BERLIN/MONROVIA, Liberia – Anlässlich des Welt-Schimpansen-Tags am 14. Juli veröffentlicht die Tierschutzorganisation Humane World for Animals (ehemals Humane Society International) bewegende Fotos einiger der ältesten Bewohner*innen des Second Chance Chimpanzee Refuge in Liberia. Die Tiere überlebten jahrzehntelange, invasive Tierversuche in einem Forschungslabor des Landes.

Second Chance liegt auf mehreren Mündungsinseln und ist das einzige Schutzgebiet in Afrika, das sich um ehemalige Labor-Schimpansen kümmert. Die meisten der 61 Tiere wurden entweder als Babys aus der Wildnis entführt und später an das Labor verkauft oder in Gefangenschaft im Rahmen des Zuchtprogramms des Labors geboren. Gemeinsam mussten sie mindestens 500 Leberbiopsien sowie über 4.000 Betäubungen und Narkosen über sich ergehen lassen.

Die jetzt veröffentlichten Fotos zeigen einige der ältesten Schimpansen des Refugiums. Zusammen mit den tragischen Einträgen aus ihren Laborakten vermitteln sie einen eindrucksvollen Einblick in das Leben dieser außergewöhnlich widerstandsfähigen Tiere – von der Entführung aus der Wildnis als Babys, über jahrzehntelanges Leid durch invasive Experimente und beängstigende Betäubungen, Verletzungen durch Labor-Unfälle sowie Infektionen und Krankheiten, die Jahre des liberischen Bürgerkriegs bis hin zur Umsiedlung auf die Inseln.

Humane World for Animals erinnert mit den Geschichten und Fotos von Samantha, Springroll, Stuart, Brutus, David, Jiminy Cricket, Saffa, Lolo, Sally und Bullet daran, dass Versuchstiere fühlende Individuen mit eigenen Geschichten sind – die hinter Labortüren oft unbemerkt leiden.

Einige ihrer Geschichten:

  • Samantha (51): Die älteste Bewohnerin des Schutzgebiets wurde 1974 in der Wildnis geboren. Wilderer töteten ihre Familie, ein Dorfbewohner verkaufte sie mit anderthalb Jahren an das Labor. Dort musste sie fast 30 Jahre lang invasive Versuche über sich ergehen lassen und gebar drei Babys, die alle kurz nach der Geburt starben.
  • Stuart (37): Er wurde 1988 im Labor geboren und direkt nach seiner Geburt im für schmerzhafte Tierversuche missbraucht – ohne Narkose – bis er anderthalb Jahre alt war. Mit zwei Jahren von seiner Mutter getrennt, überstand er rund 15 Jahre an Versuchen. Laut Laboraufzeichnungen war er „berüchtigt“ dafür, mit Kot nach Personal zu werfen – um andere Schimpansen zu schützen.
  • Saffa (46): Geboren im Jahr 1979, kam Satta 1981 mit zwei Jahren schwer krank ins Labor und wurde kurz danach für Versuche ausgebeutet. Er erlitt über 100 Leberbiopsien und mehr als 500 Betäubungen innerhalb 30 Jahren. Heute hat er keine Zähne mehr – eine Folge von Mangelernährung in jungen Jahren, schlechter Versorgung im Labor und Alter.
  • Bullet (48): Bullet wurde 1977 geboren und von der Kugel eines Tierhändlers getroffen, die seine Mutter tötete. Mit drei Jahren wurde er für 150 Dollar an das Labor verkauft. Weil sich die Schusswunde in seinem Arm entzündet hatte, musste dieser schließlich amputiert werden. Danach folgten 20 Jahre Versuche, inklusive 55 Leberbiopsien, über 400 Betäubungen und mehrere Hunderte Blutabnahmen. Wenn er eine Betäubungspistole sah, schrie er laut und rüttelte an den Gitterstäben.

Jallah Fahnbulleh, Government Liasion Officer bei Humane World for Animals Liberia, sagt: „Die meisten Schimpansen bei uns mussten ein Leben voller Leid durch Wilderer, illegalen Tierhandel und Experimente ertragen. Viele tragen bis heute sichtbare und seelische Narben. Aber wir konnten ihnen Freiheit und Würde zurückgeben – auf den Inseln, wo sie jetzt fast wie in der Wildnis leben. So ein großer Teil ihres Lebens wurde ihnen genommen, aber wir hoffen, dass sie bei Second Chance nun ein Leben führen, das sie schon immer verdient haben. Es ist ein Privileg, sie beim Nestbauen, beim gegenseitigen Pflegen und im engen Kontakt mit ihrer Gruppe zu sehen. Sie haben das Schlimmste am Menschen erlebt – hoffentlich nun auch das Beste.“

Die Schimpansen wurden Anfang bis Mitte der 2000er auf Inseln entlang der Flüsse Farmington und Little Bassa (etwa 50 km von Monrovia entfernt) gebracht, als das Labor seine Versuche einstellte und die Finanzierung aufgab. Mitarbeiter*innen versorgten die Tiere weiterhin mit Futter und Wasser, da beides auf den Inseln kaum vorhanden war. 2015 übernahm Humane World for Animals die lebenslange Versorgung der Schimpansen und betreibt seitdem das Schutzgebiet, in dem die Tiere heute in naturnaher Umgebung leben. Das engagierte Team – darunter auch ehemalige Laborpfleger*innen – besucht die Tiere täglich zweimal, um frisches Obst, Gemüse und Wasser zu bringen.

Um der alternden Schimpansengruppe – von der einige Tiere immer noch gesundheitliche Probleme aufgrund der Experimente haben – gerecht zu werden, baut Humane World for Animals derzeit neue Strukturen auf den Inseln, um dringend benötigte tierärztliche Versorgung einfacher und stressfreier zu ermöglichen. Das mehrjährige Projekt soll sicherstellen, dass die Tiere so ungestört wie möglich leben können, selbst wenn sie medizinische Hilfe, kleinere Eingriffe oder Routineuntersuchungen benötigen.

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